Die folgenden Empfehlungen sind als Checkliste für die Aufzucht von Nachzuchten gedacht, um den Schildkrötenanfängern die wichtigsten Ratschläge mit auf den Weg zu geben
Tägliche Arbeiten
Futterreste, Schmutz und Kot entfernen
Trinkwasser wechseln
Nachzuchten in den ersten beiden Jahren täglich besprühen, s. Punkt Gesundheit
Ernähung
Generell: auf hohen Rohfaser- und Kalziumanteil in den Nahrungspflanzen achten
Im Hochsommer vermehrt getrocknete Kräuter füttern - dies entspricht dem saisonalen Nahrungsangebot im Biotop der Schildkröten
Ab und zu eine Möhre zum Knabbern (hoher Rohfaseranteil, gut für Hornscheiden)
Sepiaschalen immer anbieten - ganze Schalen oder Stücke ins Gehege geben und verwittern lassen - alternativ: Algenkalk
Auf Giftpflanzen achten: Eibe, Rhododendronblüten, u.v.m.
Freigehege mit Frühbeet
Sonnenexponierte Lage
Schatten durch kleine Sträucher (Rosmarin, Lavendel, Thyminan, Zwergkiefer, u.a.)
Frühbeet: Überhitzung durch automatischen Deckelöffner vermeiden, zusätzliches Abdecken mit Tuch
Abdeckung des Geheges mit Vogelnetz, "Hasendraht" zum Schutz vor Tieren (Vögel, Katzen, Marder)
Umrandung ca. 10-20 cm ausbruchsicher eingraben - Höhe ca. 30 - 40 cm
Trinkwasserschalen ständig verfügbar halten, Wasser täglich wechseln
Strukturieren mit Holz, Steinen, kleinen Hügeln, u.v.m.
Unterschlupf- und Versteckmöglichkeiten schaffen: Rinde, Firstziegel, halbierter Tontopf, Höhle
Größerer Heuhaufen als Unterschlupf / Schlafplatz - wird sehr gerne angenommen
Winterruhe
Nachzuchten benötigen bereits ab dem 1. Lebensjahr eine - evtl. verkürzte - Winterruhe !
Diese richtet sich nach der lokalen Herkunft: bei Thh beträgt sie im Biotop ca. 3,5 bis 4 Monate
Nachzuchten im 1. Jahr kann man auf ca. 8 - 10 Wochen verkürzen
Der ideale Temperaturbereich liegt für die Unterart Thh bei ca. 4° - 6° C
Die in den letzten Jahren in Mode gekommene Kühlschrankmethode funktioniert, wird in letzter Zeit aber wieder kritischer gesehen, weil die Sterberate höher ist - Gründe: Erschütterungen beim
Ein- und Ausschalten des Kompressors, zu großes Temperaturgefälle, Austrocknung des Substrats
(s. Homepage SIGS, dort Zeitschrift Testudo vom September 2010)
Alternativ: Überwinterung in kühlem Kellerraum / Garage oder im Frühbeet/Gewächshaus, wenn die Temperaturen nicht unter 3° C fallen.
Das Überwinterungssubstrat sollte leicht feucht gehalten werden und kann aus Gartenerde, vermischt mit Walderde und mit Laub bedeckt bestehen - bei Bedarf nachfeuchten
Gesundheit
Nachzuchten brauchen, insbesondere in den ersten beiden Jahren, eine höhere Luft- und Substratfeuchtigkeit, damit sie nicht höckrig wachsen. Dazu bietet
es sich an, einen Teil des Bodensubstrats immer leicht feucht zu halten, Moos in den Unterschlupf zu legen und anzufeuchten und die Tiere mehrmals täglich zu besprühen bzw. wenn es sehr warm
ist, mit einer Gießkanne zu begießen
Der Gesundheitszustand sollte öfter anhand der aufgeführten Merkmale überprüft werden. Falls die genannten Symptome auftreten, sollte ein
erfahrener Tierarzt zu Rate gezogen werden:
- Nase trocken oder mit feuchtem Ausfluss bzw. Bläschen ?
- Augen klar oder eingefallen oder verklebt ?
- Normale Aktivität (Bewegung, Futtersuche, Sonnenbaden) oder passives Verhalten
(häufiger + längerer Rückzug, ständiges Vergraben) ?
- Verletzungen an Haut, Zehen und Panzer ?
- Außenparasiten (Zecken, Milben) an Haut und Panzer ?
- 1 x jährlich - am besten im August - sollte der Kot durch den Tierarzt auf Innenparasiten untersucht werden, damit die Schildkröten noch rechtzeitig vor der Winterruhe behandelt
werden können
Sonstiges
Nachzuchten sollen nicht allein gehalten, sondern mit einem oder mehreren Jungtieren vergesellschaftet werden.
In ihrem Biotop haben die Tiere insbesondere in den ersten Jahren intensive soziale Kontakte zu Artgenossen und leben in kleineren Gruppen zusammen. (Quelle: Wegehaupt)
Werden sie in Gesellschaft gehalten, verhalten sie sich grundsätzlich aktiver und fressen besser !
Schildkröten, die über viele Jahre allein gehalten werden, lassen sich später kaum noch mit anderen Artgenossen vergesellschaften und sind dann oft für die Zucht nicht mehr einzusetzen.