Die folgenden Empfehlungen sind als Checkliste für die Aufzucht von Nachzuchten gedacht, um den Schildkrötenanfängern die wichtigsten Ratschläge mit auf den Weg zu geben

Tägliche Arbeiten

  • Futterreste, Schmutz und Kot entfernen
  • Trinkwasser wechseln
  • Nachzuchten in den ersten beiden Jahren täglich besprühen, s. Punkt Gesundheit

Ernähung

  • Generell: auf hohen Rohfaser- und Kalziumanteil in den Nahrungspflanzen achten
  • Beliebte Wildkräuter:
    - Löwenzahn
    - Wegericharten
    - Weiß- und Rotklee
    - Gänse- und Kohldistel
    - Kompaßlattich
    - Malvenarten
    - Vogelmiere
    - Hibiskusblüten
    - Brennessel, u.v.m.
  • Im Hochsommer vermehrt getrocknete Kräuter füttern - dies entspricht dem saisonalen Nahrungsangebot im Biotop der Schildkröten
  • Ab und zu eine Möhre zum Knabbern (hoher Rohfaseranteil, gut für Hornscheiden)
  • Sepiaschalen immer anbieten - ganze Schalen oder Stücke ins Gehege geben und verwittern lassen - alternativ: Algenkalk
  • Auf Giftpflanzen achten: Eibe, Rhododendronblüten, u.v.m.

Freigehege mit Frühbeet

  • Sonnenexponierte Lage
  • Schatten durch kleine Sträucher (Rosmarin, Lavendel, Thyminan, Zwergkiefer, u.a.)
  • Frühbeet: Überhitzung durch automatischen Deckelöffner vermeiden, zusätzliches Abdecken mit Tuch
  • Abdeckung des Geheges mit Vogelnetz, "Hasendraht" zum Schutz vor Tieren (Vögel, Katzen, Marder)
  • Umrandung ca. 10-20 cm ausbruchsicher eingraben - Höhe ca. 30 - 40 cm
  • Trinkwasserschalen ständig verfügbar halten, Wasser täglich wechseln
  • Strukturieren mit Holz, Steinen, kleinen Hügeln, u.v.m.
  • Unterschlupf- und Versteckmöglichkeiten schaffen: Rinde, Firstziegel, halbierter Tontopf, Höhle
  • Größerer Heuhaufen als Unterschlupf / Schlafplatz - wird sehr gerne angenommen      

Winterruhe

  • Nachzuchten benötigen bereits ab dem 1. Lebensjahr eine - evtl. verkürzte - Winterruhe !
  • Diese richtet sich nach der lokalen Herkunft: bei Thh beträgt sie im Biotop ca. 3,5 bis 4 Monate
  • Nachzuchten im 1. Jahr kann man auf ca. 8 - 10 Wochen verkürzen
  • Der ideale Temperaturbereich liegt für die Unterart Thh bei ca. 4° - 6° C 
  • Die in den letzten Jahren in Mode gekommene Kühlschrankmethode funktioniert, wird in letzter Zeit aber wieder kritischer gesehen, weil die Sterberate höher ist - Gründe: Erschütterungen beim Ein- und Ausschalten des Kompressors, zu großes Temperaturgefälle, Austrocknung des Substrats
    (s. Homepage SIGS, dort Zeitschrift Testudo vom September 2010)
  • Alternativ: Überwinterung in kühlem Kellerraum / Garage oder im Frühbeet/Gewächshaus, wenn die Temperaturen nicht unter 3° C fallen.
  • Das Überwinterungssubstrat sollte leicht feucht gehalten werden und kann aus Gartenerde, vermischt mit Walderde und mit Laub bedeckt bestehen - bei Bedarf nachfeuchten 

Gesundheit

  • Nachzuchten brauchen, insbesondere in den ersten beiden Jahren, eine höhere Luft- und Substratfeuchtigkeit, damit sie nicht höckrig wachsen. Dazu bietet es sich an, einen Teil des Bodensubstrats immer leicht feucht zu halten, Moos in den Unterschlupf zu legen und anzufeuchten und die Tiere mehrmals täglich zu besprühen bzw. wenn es sehr warm ist, mit einer Gießkanne zu begießen
  • Der Gesundheitszustand sollte öfter anhand der aufgeführten Merkmale überprüft werden. Falls die genannten Symptome auftreten, sollte ein erfahrener Tierarzt zu Rate gezogen werden:
    - Nase trocken oder mit feuchtem Ausfluss bzw. Bläschen ?
    - Augen klar oder eingefallen oder verklebt ?
    - Normale Aktivität (Bewegung, Futtersuche, Sonnenbaden) oder passives Verhalten
      (häufiger + längerer Rückzug, ständiges Vergraben) ?
    - Verletzungen an Haut, Zehen und Panzer ?
    - Außenparasiten (Zecken, Milben) an Haut und Panzer ?
    - 1 x jährlich - am besten im August - sollte der Kot durch den Tierarzt auf Innenparasiten
       
    untersucht werden, damit die Schildkröten noch rechtzeitig vor der Winterruhe behandelt
       werden können

Sonstiges

  • Nachzuchten sollen nicht allein gehalten, sondern mit einem oder mehreren Jungtieren vergesellschaftet werden.
    In ihrem Biotop haben die Tiere insbesondere in den ersten Jahren intensive soziale Kontakte zu Artgenossen und leben in kleineren Gruppen zusammen. (Quelle: Wegehaupt)
    Werden sie in Gesellschaft gehalten, verhalten sie sich grundsätzlich aktiver und fressen besser !
    Schildkröten, die über viele Jahre allein gehalten werden, lassen sich später kaum noch mit anderen Artgenossen vergesellschaften und sind dann oft für die Zucht nicht mehr einzusetzen.